VERKEHRSSICHERHEITSPROGRAMM DES FREISTAATS SACHSEN
Mit dem neuen Verkehrssicherheitsprogramm setzt der Freistaat Sachsen neue Ziele der Verbesserung der Verkehrssicherheit, nicht nur auf seinen Straßen, sondern auch für Landkreise und Kommunen.
Das Programm kann dabei an bereits etablierte Verfahren, Gremien und engagierte Akteure anknüpfen, deren Arbeit durch das Programm besser abgestimmt und verzahnt wurde. Ein wesentlicher Baustein ist eine noch effektivere und effizientere Einbindung der Verkehrssicherheitsarbeit in alltägliche Prozesse der handelnden Akteure sowie der Austausch zwischen den Akteuren. Dadurch wird die Verkehrssicherheitsarbeit im Freistaat auf eine neue Ebene gehoben. Das oberste Ziel aller Akteure ist dabei das Leitbild der Vision Zero.
Der Freistaat Sachsen wird Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheitsarbeit in seinem Zuständigkeitsbereich ergreifen.
Dazu gehören:
- Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur und Verkehrslenkung
- Verkehrskontrollen
- Aufklärung und Sensibilisierung sowohl der Akteure, als auch der Verkehrsteilnehmenden
- Förderung der Mobilitätsbildung an Schulen und darüber hinaus
- Förderung von Verkehrssicherheitsbildung
- Zusammenarbeit mit und zwischen den Akteuren
Anwendung des Auditverfahrens
Das Sicherheitsaudit von Straßen dient der Qualitätskontrolle in der Planung und im Bestand. Der Freistaat Sachsen führt Sicherheitsaudits in allen Auditphasen, aber auch im Bestand durch und hat außerdem 13 Kerndefizite definiert.
Die Auditierung erfolgt in Zweier-Teams mit internen Auditoren nach formalen Vorgaben des LASuV und wird zentral koordiniert. Das LASuV bildet als eine von der BASt anerkannte Ausbildungsstätte seine Auditoren selbst aus und zweimal jährlich in Dienstberatungen regelmäßig weiter. Durchschnittlich werden aktuell etwa 50 Planungsaudits pro Jahr bearbeitet. Bestandsaudits erfolgen anlassbezogen u. a. auf Grundlage der ESN-Ergebnisse. Seit 2020 wurden mehr als 50 Bestandsaudits durchgeführt.
Ausbildung und Unterstützung von Unfallkommissionen
Unfallkommissionen tragen mit ihrer Arbeit entscheidend zur Bekämpfung von Unfallhäufungen bei. Die durch die Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrsordnung verpflichtende Aufgabe ist vornehmlich bei Landkreisen und Kommunen angesiedelt. Im Auftrag des Freistaats Sachsen unterstützt die LISt Gesellschaft für Verkehrswesen und ingenieuretechnische Dienstleistungen die Landkreise und Kommunen bei dieser wichtigen Arbeit.
Es werden jährlich dreitägige Qualifizierungs- und zweitägige Fortgeschrittenenseminare sowie Beratungsangebote für die insgesamt 64 Unfallkommissionen und deren Mitglieder bereitgestellt. Im Jahr 2023 wurden in zwei Qualifizierungsseminaren 38 Mitglieder von Unfallkommissionen aus- und in einem Fortgeschrittenenseminar 25 Personen weitergebildet. Um den Wissensstand der Unfallkommissionsmitglieder dauerhaft aktuell zu halten, sind weitere Angebote zur regelmäßigen Vermittlung von Neuerungen und aktuellen Erkenntnissen in Planung.
Im Freistaat Sachsen wird den Unfallkommissionen zur Unterstützung in ihrer Tätigkeit der Maßnahmenkatalog gegen Unfallhäufungen MaKaU in seiner vollen Funktionalität zur Verfügung gestellt.
Praktische Anwendung
einer ESN-Untersuchung
Der Freistaat Sachsen führt regelmäßig eine Sicherheitsanalyse des Straßennetzes nach den „Empfehlungen für die Sicherheitsanalyse von Straßennetzen – ESN“ für Bundes- und Staatsstraßen durch.
Mit dem netzbasierten Verfahren erfolgt eine Einstufung und Bewertung des Straßennetzes. Als Bewertungsgröße dient das Sicherheitspotential (SIPO). Abschnitte mit einem hohen SIPO weisen eine hohe Differenz zwischen tatsächlichem und bei einem regelkonformen Ausbau zu erwartendem Unfallgeschehen auf.
Es wurde beginnend im Jahr 2021 erstmalig auf den Ergebnissen der ESN-Kampagne 2020 eine Untersuchung der Abschnitte durchgeführt, die ein sehr hohes SIPO (Stufe 5) aufweisen. Ziel war es, auf Basis geeigneter Methoden Defizite auf den untersuchten Abschnitten zu identifizieren und anhand derer Maßnahmen zur Beseitigung abzuleiten.
56 Abschnitte waren Bestandteil der Untersuchung, welche sich Innerorts und Außerorts befinden. Die vertiefte Analyse und Auswertung des Unfallgeschehens war Ausgangspunkt für die gewählte Analysemethode. Ein wesentlicher Faktor ist dabei das Auftreten von Unfallhäufungen (UH). Insgesamt wurden 84 UH identifiziert, nur 12 Strecken wiesen keine UH auf. Zu den vorliegenden UH erfolgte ein enge Abstimmung mit den Unfallkommissionen. Um beschränkte Ressourcen zielführend einzusetzen, erfolgte die Analyse abgestimmt auf die Eigenschaften der Abschnitte.
Aufbauend auf der Auswertung es Unfalldiagramms wurden örtliche Besichtigungen je nach Analysemethode durchgeführt. Diese reichten von umfassenden Bestandsaudits, über Betrachtungen unfallaufälliger Bereiche, bis hin zur Besichtigung von UH.
Für jeden der Abschnitte wurde ein Bericht erstellt, der neben den Defiziten und dazugehörigen Maßnahmen mit Wirksamkeitseinschätzung auch Informationen zum Unfallgeschehen, Angaben zu UH und dem Straßenzustand (ZEB) enthält. Die Berichte sind an einem Bestandsaudit orientiert. Weiterhin liegt zu jedem Abschnitt ein einseitiges Exposé vor, welches alle wesentlichen Merkmale des Abschnitts beinhaltet.
Mit der Untersuchung wurde eine methodische Grundlage geschaffen, welche die wiederkehrende Analyse von unfallauffälligen Abschnitten zulässt. Die Ergebnisse der Untersuchung dienen den Standorten des LASuV, bei der Bearbeitung unfallaufälliger Abschnitte gezielt Maßnahmen ein- und umzusetzen.